
Juni
Maria
Psychologin
Ich (Maria Kreußlein, 35) hab mein Herz an Chemnitz verschenkt. Meine Chemnitz-Liaison begann im Jahr 2008 als ich einen Studienplatz für Psychologie ergatterte. Ich wollte immer nur an Chemnitz vorbei, höchsten durchfahren, nie bleiben. 14 Jahre, 2 universitäre Abschlüsse und unzählige Auslandsaufenthalte später sitze ich nun an meinem Schreibtisch in der Uni, forsche und promoviere im Bereich Verkehrspsychologie. Da gibt es so einige Baustellen in Chemnitz – insbesondere beim Thema Radverkehr. Genau wie Elizabeth Opitz, die sich auf die Frage ihrer 10-jährigen Tochter hin nach der Wahrheit in Märchen, in der Literatur vergrub und über die Bremer Stadtmusikanten, Rotkäppchen und Hans im Glück grübelte, versuche ich das Erleben und Verhalten von Personen im Straßenverkehr zu verstehen und letztlich auch positiv zu beeinflussen und zu lenken. Dafür leite ich Handlungs- und Gestaltungsempfehlungen aus eigens entwickelten wissenschaftlichen Studien ab. Dabei ist das Fahrrad mein Esel der Stadtmusikanten. Wenn wir eine gut durchdachte am Radfahrenden orientierte Infrastruktur in Chemnitz bereitstellen, dann kann jeder Drahtesel noch ziemlich lange auf den Straßen unterwegs sein und diese sein Zuhause nennen. Zusammen mit meinen bezaubernden Freundinnen Susen und Franzi habe ich das Fahrradkino Chemnitz (www.fahrradkino-chemnitz.de) als Mikroprojekt im Jahr 2018 eingereicht. Seitdem stromern wir auf unseren Zweirädern durch Chemnitz, immer auf der Suche nach unentdeckten Spots, die bisher nur wenig kulturell bespielt und erfahrbar gemacht wurden. Ob im alten Diamantwerk, auf Parkhausdächern oder am Kosmonautenzentrum – den Strom für unsere Veranstaltungen gewinnen wir selbst. Wir sind autark und können demnächst sicherlich das Heizkraftwerk ersetzen. Mein Engagement im Fahrradkino hat mich direkt in die Vorauswahl der Kulturhauptstadt-Bewerbung in Berlin befördert. Dort konnte ich mit 9 anderen tollen Persönlichkeiten Chemnitz in den höchsten und tiefsten Tönen loben. Apropos Töne: Wenn ich nicht hinter einem Schreibtisch sitze oder auf dem Radl durch Chemnitz und
Umgebung düse, stehe ich auf der Bühne als Frontsängerin meiner Band Ridge Walk. Während Elizabeth Opitz ihre Gedanken und Gefühle in Skulpturen und Plastiken ausdrückte, verpacke ich meine persönlichen Höhen und Tiefen des Lebens auf tanzbare und mitreißend Weise mit meiner Stimme beim Singen. Unser erstes Album spielt irgendwo zwischen Pop, Folk und Rock und wartet darauf von dir gehört zu werden (https://ridgewalk.bandcamp.com/album/ridge-walk)!
Maria
Patin: Elisabeth Opitz, 1902 bis 1993 Bildhauerin, Märchenforscherin, lebte ab 1922 in Chemnitz. Den Anstoss zum Erforschen von Märchen bekam sie, als ihre damals 10 jährige Tochter sie nach der Wahrheit im Märchen fragte.